veröffentlicht am 05.10.2010 in der Fuldaer Zeitung
In Fulda besteht wieder eine Freimaurer-Loge. Sie trägt den Namen "Zum Frieden – la Paix". Der Zusammenschluss wurde am Sonntag in den Räumen des Schlosses Adolphseck gegründet
Fast auf den Tag 200 Jahre nach der Gründung der ersten Fuldaer Freimaurer-Loge am 1. Oktober 1810 wurde jetzt erneut ein Zusammenschluss von Freimaurern in der Region gegründet. Dem Zusammenschluss von 1810 war übrigens kein langer Bestand beschieden gewesen: 1816 verbot der damalige Landesherr Wilhelm I. die Freimaurerei in Kurhessen.
Die neue Loge wird von Max Ostrowski geleitet, der in dieser Funktion den Titel „Meister vom Stuhl“ trägt. Insgesamt gehören dem neuen Zusammenschluss 15 Männer an. Wie Axel Pohlmann, "Großmeister der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland", nach der Gründung berichtet, wurden 15 Männer aus benachbarten Logen in die Fuldaer Gründung eingesetzt. Dies geschehe, weil eine Freimaurer-Loge nicht wie ein Verein gegründet werden könne, sondern nur von bereits aktiven „Brüdern“ – so bezeichnen sich die Freimaurer untereinander – ins Leben gerufen werden könne. Neben der von Pohlmann geleiteten Großloge gibt es bundesweit noch vier weitere solche überregionalen Zusammenschlüsse.
Der in Marbach lebende Musik- und Englischlehrer der Jahnschule Hünfeld Max Ostrowski gehörte bislang der 2008 in Bad Hersfeld gegründeten Loge "Lingg zur Brudertreue" an. Nach der Gründung in Hersfeld habe es bereits ein großes Interesse im Fuldaer Raum und auch gezielte Nachfragen gegeben, sagte Ostrowski. Die Neugründung sei eine Reaktion darauf. Vor allem Männer im Fuldaer, Schlüchterner und Lauterbacher Raum wolle man ansprechen. Ostrowski engagiert sich zudem in der Sportgemeinschaft Marbach und in der Initiative Schule machen ohne Gewalt (SMOG).
Die Mitglieder der Loge wollen sich künftig regelmäßig im Restaurant von Schloss Fasanerie treffen. Um auf Interessierte zugehen zu können, sind sogenannte Gästeabende geplant, die sich an ernsthafte Mitgliedschafts-Interessenten wenden und dem gegenseitigen Kennenlernen dienen sollen. Außerdem, so Ostrowski, werde es auch öffentliche Veranstaltungen kultureller Art geben.
Großmeister Pohlmann unterstrich die weltanschauliche und soziale Offenheit des Zusammenschlusses: Die Freimaurerei stehe für Männer aus allen Berufen und jeder Glaubensrichtung offen. Auch Parallelmitgliedschaften – beispielsweise mit Zusammenschlüssen wie Rotary oder Lions – seien möglich. "Da ist höchstens der Zeitaufwand der begrenzende Faktor", so Pohlmann. Informationen über das Selbstverständnis der Freimaurer, aber auch Kontaktmöglichkeiten zu der Fuldaer Loge, finden sich im Internet.
Wie das Online-Lexikon Wikipedia formuliert, versteht sich die Freimaurerei als ein ethischer Bund freier Menschen mit der Überzeugung, dass die ständige Arbeit an sich selbst zu einem menschlicheren Verhalten führt. Die fünf Grundideale der Freimaurerei sind Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität, sie sollen durch die praktische Einübung im Alltag gelebt werden.
Die römisch-katholische Kirche hält die Mitgliedschaft in einer Freimaurer-Loge mit dem katholischen Glauben für unvereinbar. Der Konflikt wurzelt vor allem darin, dass es aus Sicht der Freimaurer „Systeme weltanschaulicher religiöser Art, die alleinige Verbindlichkeit beanspruchen können, nicht gibt“. Die Evangelische Kirche in Deutschland stellt die Entscheidung darüber, einer Freimaurerloge beizutreten, in das Ermessen des einzelnen Christen.
Zu den bekanntesten Freimaurern gehören George Washington, Friedrich der Große, Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, aber auch Politiker wie Gustav Stresemann.
von Hartmut Zimmermann